Chronik Handdruckspritze 1822

Vor 25 Jahren wieder zurück nach Bünzen

 

Aus dem Geschäftsblatt vom 4. Oktober 1990 ist in der Überschrift zu lesen:

Die Hauptübung vom vergangenen Freitagabend wird in die Annalen der Feuerwehr Bünzen eingehen, konnte diese doch als Geschenk ihre ehemalige Feuerwehrspritze aus dem Jahre 1822 in Empfang nehmen. Möglich machte dies der heute in Matten bei Interlaken lebende Bünzer Bürger Eduard Kuhn – Wyss.

Aus dem Freischütz vom 2. Oktober 1990

Die Gemeinde Bünzen erwarb im Jahre 1822 ihre erste Feuerspritze für die Feuerwehr, die in Besenbüren gefertigt worden war. Jahre später wurde sie ersetzt, Den Weg, den sie darauf nahm, blieb im Dunkeln. Vor einem knappen Dutzend Jahren entdeckte sie der schon länger nach Matten bei Interlaken gezogene Bürger Eduard Kuhn – Wyss in einer mit Gerümpel gefüllten Remise in Interlaken. „Diese gehört nach Bünzen zurück“ war sein erster Gedanke, der ihn auch nicht mehr losliess. Seine seither mehrmaligen Versuche zum Erwerb hatten nun endlich Erfolg. Am letzten Freitagabend im Anschluss an die Hauptübung, machte er die Spritze in Gegenwart seiner ganzen Familie und der Gemeindebehörde der Bünzer Feuerwehr zum Geschenk.

Aus dem Freiämter Tagblatt vom 2. Oktober 1990

Nicht schlecht staunten die Bünzer Feuerwehrleute nach der Hauptübung, als ihnen eine Feuerspritze aus dem Jahre 1822 geschenkt wurde. Mehr noch. Beim Geschenk handelt es sich nicht um irgendeine Feuerspritze, sondern um eine, die der Feuerwehr Bünzen einmal gehört hat. Der Bünzer Eduard Kuhn – Wyss hat sie in Interlaken zufällig entdeckt und nach einer Wartezeit erwerben können. „Die gehört wieder in die Heimat zurück“, hat der heute in Matten bei Interlaken lebende Bünzer entschieden.

Aus dem Wohler Anzeiger vom 2. Oktober 1990

Von einer „Überraschung nach der Übung“ war während der Feuerwehr-Hauptübung der Bünzer immer wieder die Rede. Nur einige Eingeweihte wussten Näheres betreffend „Überraschung“. Für die Feuerwehrleute galt aber zunächst das Motto: Zuerst die Arbeit, dann die Überraschung…

Wie dem Gemeindeprotokoll zu entnehmen ist, hat am 17. Dezember 1822 Georg Huber, Schmied- und Schlossermeister von Besenbüren die von ihm gefertigte Feuerwehrspritze der Gemeinde Bünzen abgeliefert, welche zugleich probiert, als gut befunden und angenommen wurde. Dafür mussten 68 Luidor oder 1088 Franken bezahlt werden. Dieser Betrag musste bar bezahlt werden, wobei die Summe „ein Drittel auf das reine Vermögen, ein Drittel auf die assecurierten Gebäude und nach dem betreffenden Katastert (Schatzung) und ein Drittel auf die Gerechtigkeiten verlangt und von den Zahlungspflichtigen in drei Terminen enthoben“ wurde. Friedensrichter Wuhrmann, Jakob Kuhn und Edmund Ammann, Schlosser, bemerkten, „dass sie für diesmal die Gerechtigkeit so zu belegen zwar stimmen, aber wegen ferneren ähnlichen Belastungen derselben Recht verwahren, dass der Vorschlag des Gemeinderates nicht angenommen werden soll. Die hohe Regierung soll um Erläuterung auf welche Weise so etwas zu bezahlen sei, angesucht werden. Mit 37 zu 3 Stimmen wurde der gemeinderätliche Vorschlag angenommen. Nachdem die Spritze einige Jahre ihren Dienst versehen hatte, (sie stand am Brand des Kloster Muri im August 1889 noch im Einsatz) wurde sie ersetzt. Welchen Weg sie von da aus nahm und wie sie nach Interlaken kam, ist nicht bekannt.

Diese Feuerspritze gehört nach Bünzen

Vor etlichen Jahren nahm der Bürger Eduard Kuhn – Wyss in Matten bei Interlaken Wohnsitz. Hier baute er eine gut florierende Schreinerei auf. Im Jahre 1978 entdeckte Eduard Kuhn die Spritze bei einem Kollegen, der ein Elektrogeschäft betrieb und die Spritze mit samt Gerümpel beim Liegenschaftskauf erworben hatte. Als Eduard Kuhn feststellte, dass diese Spritze aus Bünzen stammt, stand für ihn fest, die gehört nicht ins Museum, sondern in seinen Heimatort. Trotz seiner Zähigkeit gelang es ihm sein Vorhaben erst bei den Nachkommen seines Freundes in die Tat umzusetzen, um die Spritze zu erwerben.

Grosse Freude in Bünzen

Die Überraschung der Feuerwehrleute war dann auch gross, als sie von der Hauptübung in Waldhäusern zurückkamen, damals war die Feuerwehr Waldhäusern nicht selbstständig, aber die Übungen wurden getrennt in Bünzen und Waldhäusern abgehalten. Nach der Übungsbesprechung wurde von einem Lieferwagen, die in hellblau gehaltene, beidseits mit dem Gemeindewappen und in alter Schrift „der löblichen Gemeinde Bünzen 1822“ beschriftete Spritze entladen. Im Beisein seiner ganzen Familie machte Eduard Kuhn die Spritze der Feuerwehr Bünzen zum Geschenk.

Die Feuerspritze nun doch im Museum

Die Feuerspritze fand ihren Platz im Feuerwehrmagazin. Aus Platzgründen musste sie jedoch einige Jahre später in die Liegenschaft der Gemeinde Bünzen an der Dorfstrasse 1 ausweichen. Am 10 März 2014 wurde die Feuerspritze von der Gemeinde dem Feuerwehrverein zum Eigentum übergeben. Diese wurde nun in vielen Frondienststunden aufgefrischt. Ein solches Prachtstück soll doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und so suchte man einen geeigneten Platz. Dieser wurde im Aargauer Feuerwehr- und Handwerkermuseum in Endingen gefunden. Am 2. Juni 2014 hat der Feuerwehrverein Bünzen dem Museum die Feuerspritze als Leihgabe übergeben und nun steht diese Spritze, nach einer unwahrscheinlichen Vergangenheit doch im Museum.

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